Das vergessene Atoll

SAINT BRANDON

Mikel auf Saint Brandon

Saint Brandon

Die Cargados-Carajos-Inseln / Saint Brandon, sind eine Inselgruppe mit einem ausgedehnten Riff im Indischen Ozean, 407 Kilometer nordöstlich von Mauritius. Sie liegen auf dem unterseeischen Maskarenen-Plateau und sind somit Teil der Inselgruppe der Maskarenen.

Ihre Landfläche beträgt nur rund 3,2 km², das Riff erstreckt sich auf 65,5 km in Nord-Süd-Richtung bei einer Breite von rund 21 km, bedeckt also eine Fläche von etwa 1.356 km². Fast alle Inseln erheben sich westlich dieses Riffs aus dem Meer. Sie bilden die Reste eines untergegangenen Vulkans.

Jahrelang unbewohnt und deshalt auch das vergessene Atoll genannt. Die Inseln wurden als Fischerei-Stützpunkt genutzt, der Abbau von Guano und die Kopra-Produktion waren weitere Erwerbsquellen. 2016 wurde die professionelle Fischerei eingestellt. Die Unterkünfte der damaligen Saisonarbeiter wurden jetzt für Angler/Taucher hergerichtet. Diese befinden sich auf St.Raphael und auf der Isle de Sud.

Saint Brandon ist ein Top-Spot für Fliegenfischer aus aller Welt. Große Bonefishs, alle Arten von Travellys sowie viele verschiedene Grouper können in der kilometerlangen Lagune gefangen werden. Auch Jigging und Poppern auf GT's und Doggys ist sehr erfolgreich.

Die Inseln sind mit Korallensand bedeckt, an vielen Stellen findet sich eine dicke Schicht Guano. Meereschildkröten nutzen die fast unbewohnten Strände zur Eiablage.

Leider hat der zunehmende Tourismus auch hier seine negativen Eigenschaften hinterlassen. Durch die Boote kamen auch einige Ratten auf die Inseln. Diese fanden in den Eieren der Ruchseeschwalben und Feenseeschwalben reichlich Nahrung und vermehrten sich rasch. Heute gibt es nur noch circa 20% der Vogel-Population von 2004.

Angler auf Boot in Saint Barandon

Saint Brandon 2004

Nach wetterbedingten Absagen in den letzten Jahren ging es wochenlanger Planung endlich los. 6 Angler machten sich auf den Weg nach dem uns völlig unbekannten Saint Brandon. Beschreibungen kannten wir nur vom Hörensagen. Personal und Verpflegung für eine Woche mussten organisiert und verfrachtet werden.

Für die Überfahrt hatten wir die Hochseejacht "Chicco" gemietet. Nach einer unangenehmen Begegnung mit einem japanischen Longliner in der Nacht kamen wir am nächsten Morgen nach rund 14 Stunden Fahrt in Saint Brandon an.

Sofort zog uns dieses unberührte Atoll in seinen Bann. Wir waren auf der Isle de Sud in einem Bungalow der St.Raphael Fishing Company untergebracht. Spartanisch, aber das hatten wir auch so erwartet. Schon nach dem Mitagessen begannen wir mit 2 Booten mit Außenbordern die Umgebung zu Erkunden.

Schleppfischen mit Kunstködern war sehr erfolgreich. Wir fingen eine bunte Palette an Fischen. Dazu gehörten Bonitos, alle Arten von Travallys, Yellow Fin Tunas, Dorados, Rainbow runner und viele bunte Arten von Babonne (Felsenbarsch). Ein wunderschönes Exemplar dieser Gattung mit dem creolischen Namen Saint Silac erwies sich als großartiger Kämpfer und wurde in Exemplaren bis zu 10 kg gefangen. Unser Koch freute sich darüber ganz besonders, denn er war wirklich köstlich.

Bei einem Streifzug durch die Lagune von Coco Island sahen wir große Schulen von Bonefish und Meeräschen. Ein Eldorado für Fliegenfischer und heute eine der Top-Destinationen. Schildkröten und Delfine waren unsere täglichen Besucher am Boot. Zum Abendessen fingen wir Langusten nach Bedarf und ohne großen Zeitaufwand. Gegen Abend versuchten wir auch mal unser Glück an der starken Brandung bei Point Requin. JeanMigal fing mit der Popper einen schönen GT von 26 kg. Weite Exemplare haben wir aufgrund der nahen Felsen verloren.

Insgesamt eine hoch interessante und spannende Reise. Was hängen bleibt ist die ungeheure Stille auf Saint Brandon. Dies wird einem aber erst bewusst wenn man nach problemfreier Rückfahrt wieder in Mauritius ankommt.

Saint Brandon 2005

Nach unserem 1 Trip nach Saint Brandon war klar, dass wir so schnell wie möglich dorthin zurückkehren werden. Einen Tag nach der Hochzeit von Walter auf Mauritius an Bord seiner Challenger 5 (!!!) brachen wir zu den Flitterwochen (!!!) auf Saint Brandon auf. Nicht jede Frau würde so was mitmachen.

Auf Mauritius war gerade ein Cyclon im Abzug. Heftiger Regen und schwere See machten die Überfahrt zu einem Höllentrip. Diesesmal mussten wir ein Transportschiff der St.Raphael Fisching Company mit dem schönen Namen Eliza benutzen. Schwere See gepaart mit Diesel- und Fischgestank waren unsere Begleiter. Statt der geplanten 16 Stunden wurden es fast 24. Das Auschiffen vor Ort war ebenfalls ein Albtraum.

Wir waren wieder in dem Bungalow auf der Isle du Sud untergebracht. Der nächste Morgen entschädigte uns für die Strapazen der Anreise. Ein strahlend blauer Himmel und Sonne begüßten uns und begleitete uns die ganze Woche. Aufgrund unserer Erfahren vom 1.Trip hatten wir unser Equipment angepasst und setzten beim Schleppfischen auf Kunstköder in Form von Tintenfischen. Ein voller Erfolg. Die gefangenen Spezies waren zwar die selben, aber deutliche größere Exemplare. Vor dem Riff fingen wir jede Menge Rainbow Runner. Diese wurden fast immer im Drill von Doggys attackiert. Einmal hat ein Doggy den Rainbow Runner vollkommen inhaliert und wurde dann von einem Hai zerrissen. Außer dem Kopf blieb nichts mehr übrig.

Das Grundfischen haben wir dieses Mal auch auspropiert. Jigging war zu dieser Zeit noch nicht erfunden. Wir angelten mit dem Paternoster-System mit 5 Haken. Full House war hier keine Seltenheit. Allerdings konnten wir nie länger an einer Stelle bleiben, weil entweder Delfine oder Haie sich sehr schnell eingefunden haben.

Dieses Jahr hatten wir auch ein Speedboot zur Verfügung mit 2 Außenbordern zur Verfügung. Das ermöglichte uns den Aktionsradius deutlich zu erweitern. Wir konnten Fregate, Perle und Perl Breaker besuchen und befischen. Besonders letztere faszinierte durch die ungeheure Biodiversität. Bei unseren Schnorcheltrips konnten wir uns an der Untwasserwelt des Riffs nicht sattsehen.

Viel zu schnell ging diese Woche vorbei. Die Rückfahrt wiederum mit dem "Ghostship" Eliza verlief nicht störungsfrei. Auf dem letzten Drittel der Strecke setzte ein Motor aus. So tuckerten wir langsam Richtung Mauritius. Die Hoffnung lebt, noch einmal nach Saint Brandon zurückkehren zu können.